Die Blitzlichtmethode ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode zur kurzen, spontanen Rückmeldung im Plenum. Jede:r Schüler:in äußert in wenigen Worten oder Sätzen eine Meinung, ein Gefühl, eine Erkenntnis oder eine Frage – ohne Diskussion oder Bewertung. Der Name „Blitzlicht“ verweist auf die momenthafte, persönliche Rückmeldung, die einen schnellen Einblick in das Denken und Erleben der Lernenden erlaubt.
Im Religionsunterricht ist die Methode besonders wertvoll, weil sie Raum für subjektive Resonanz schafft – etwa zu emotionalen Themen, spirituellen Erfahrungen, ethischen Dilemmata oder biblischen Texten.
1. Zielsetzung und Kompetenzen
Das Blitzlicht fördert auf niedrigschwellige, zugleich gehaltvolle Weise zentrale Kompetenzen:
- Reflexionskompetenz: Eigene Gedanken auf den Punkt bringen
- Kommunikative Kompetenz: Zuhören, sich kurz fassen, sich mitteilen
- Partizipation und Selbstwirksamkeit: Jede Stimme zählt
- Förderung dialogischer Offenheit: Wahrnehmung von Vielfalt im Plenum
- Emotionale und spirituelle Ausdrucksfähigkeit (z. B. bei sensiblen Themen)
2. Didaktischer Mehrwert im Religionsunterricht
Gerade im RU, wo Inhalte oft existentiell, emotional oder kontrovers sind, ermöglicht das Blitzlicht:
- Resonanz nach persönlich berührenden Impulsen (z. B. Erzählungen, Gebete, Fantasiereisen)
- Konzentration nach intensiven Gesprächen (z. B. bei ethischen Diskussionen)
- Vergewisserung in offenen Unterrichtsphasen
- Einstieg in Themen mit subjektiver Haltung (z. B. „Was denke ich über Tod/Glauben/Vergebung?“)
- Abschluss von Stunden mit emotionalem oder spirituellem Gehalt
3. Methodischer Ablauf
a) Einführung
Die Lehrkraft erklärt das Blitzlicht: Jede:r äußert sich mit einem kurzen Statement zu einer konkreten Frage oder mit einem freien Satzbeginn.
Wichtig: Keine Kommentierung, keine Diskussion, keine Wiederholung.
b) Impuls geben
Beispiele für Blitzlichtfragen:
- „Was nehme ich aus dieser Stunde mit?“
- „Was hat mich heute besonders nachdenklich gemacht?“
- „Ein Satz, der mir hängen geblieben ist …“
- „Ein Bild, das ich mitnehme …“
- „Ein Wunsch, eine Frage, ein Gedanke …“
c) Runde durchführen
Alle äußern sich nacheinander – freiwillig oder in Reihenfolge. Alternativ kann auch mit Symbolen gearbeitet werden (z. B. ein Gegenstand wird weitergegeben, nur wer ihn hält, spricht).
d) Abschluss
Keine Bewertung oder Kommentierung durch die Lehrkraft – lediglich ein Dank, ein Übergang oder ein spiritueller Abschluss (z. B. kurzes Gebet, Musik, Impuls).
4. Praktische Hinweise zur Umsetzung
- Zeit klar begrenzen: Ein Satz reicht. Lange Ausführungen nehmen den anderen Raum.
- Raum für Stille lassen: Auch „Ich weiß noch nichts“ oder Schweigen ist erlaubt.
- Atmosphäre schützen: Besonders bei sensiblen Themen ist ein wertschätzender Rahmen entscheidend.
- Wahlfreiheit achten: Niemand darf gezwungen werden, sich zu äußern.
- Variationen nutzen:
– Schriftliches Blitzlicht (z. B. Kärtchen, digitale Tools)
– Blitzlicht mit Symbolen (z. B. Licht, Herz, Fragezeichen)
– Blitzlicht mit Musik oder Klang einrahmen (Ritualisierung)
5. Mögliche Einsatzfelder im Religionsunterricht
| Phase | Möglicher Einsatz des Blitzlichts |
|---|---|
| Stundeneinstieg | „Was kommt mir spontan zum Thema Gerechtigkeit in den Sinn?“ |
| Nach einer Textarbeit | „Ein Satz aus dem Psalm, der mir etwas sagt …“ |
| Nach einer Diskussion | „Was denke ich jetzt über Schuld und Vergebung?“ |
| Nach einer Fantasiereise | „Ein Bild, das geblieben ist …“ |
| Stundenabschluss | „Ein Gedanke, den ich mit in den Tag nehme …“ |
| Sequenzende | „Was habe ich gelernt – über das Thema, über mich, über andere?“ |
6. Fazit
Die Blitzlichtmethode ist eine einfach umsetzbare, wirkungsvolle und schüleraktivierende Reflexionsform, die sich im Religionsunterricht besonders für subjektive, emotionale und spirituelle Rückmeldungen eignet. Sie ermöglicht innere Beteiligung auch bei zurückhaltenden Schüler:innen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert achtsames Zuhören. Für Lehrkräfte in Ausbildung ist sie ein methodisches Basiselement, das hilft, Unterricht offen, beteiligungsorientiert und menschenzugewandt zu gestalten.


