Basteln

Basteln im Religionsunterricht ist weit mehr als kreative Beschäftigung: Es eröffnet Kindern und Jugendlichen einen ganzheitlichen Zugang zu religiösen Themen, der kognitive, emotionale und körperlich-praktische Dimensionen verbindet. Als handlungsorientierte Methode fördert Basteln das Verstehen durch Gestalten – und macht abstrakte Inhalte durch Symbole, Rituale oder Erzählfiguren anschaulich.

In der Ausbildung von Religionslehrkräften wird Basteln häufig unterschätzt – zu Unrecht: Richtig eingesetzt, kann es symbolisches Denken, spirituelle Zugänge und religiöses Ausdrucksvermögen fördern, ohne in reines Dekorieren abzurutschen.


1. Zielsetzung und Kompetenzen

Bastelmethoden unterstützen den Kompetenzerwerb auf mehreren Ebenen:

  • Symbolverstehen und Deutungskompetenz
  • Persönlichkeitsbildung und Identitätsentwicklung
  • Kreativer Ausdruck religiöser Erfahrungen
  • Förderung von Feinmotorik, Konzentration und sozialem Lernen
  • Ganzheitliche Auseinandersetzung mit religiösen Themen

Im Sinne der kompetenzorientierten Religionsdidaktik ermöglichen sie eine aktive Auseinandersetzung mit Glaube, Werten und religiösen Deutungsmustern.


2. Didaktischer Einsatz: Wann ist Basteln mehr als Beschäftigung?

Basteln im Religionsunterricht ist didaktisch sinnvoll, wenn es:

  • in einen klaren thematischen Kontext eingebettet ist (z. B. Kirchenjahr, Gleichnisse, Symbole)
  • reflexiv begleitet wird (z. B. „Was bedeutet dieses Symbol?“)
  • Ausdrucksform innerer Auseinandersetzung ist (z. B. zum Thema Tod, Hoffnung, Glaube)
  • rituell oder narrativ verbunden ist (z. B. Advent, Passionszeit, Schöpfung)

3. Praktische Hinweise für den Unterricht

  • Material vorbereiten: Vorlagen, Werkzeug, Alternativen für motorisch schwächere Kinder bereitstellen
  • Ritualisierung nutzen: Basteln in ruhiger Atmosphäre, mit Musik oder Impulsen kombinieren
  • Differenzierung: Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade ermöglichen (z. B. Vorlage vs. freies Gestalten)
  • Reflexion verankern: Bastelprodukte immer mit einer Deutungs- oder Präsentationsphase verbinden
  • Nachhaltigkeit bedenken: Materialien bewusst wählen, ggf. mit ökologischer Reflexion verbinden

4. Fazit

Basteln im Religionsunterricht ist eine bedeutsame Methode für sinnorientiertes, symbolvermitteltes Lernen. Sie spricht alle Sinne an, verbindet Theorie mit Praxis und bietet gerade für jüngere Lernende oder inklusive Lerngruppen einen niederschwelligen Zugang zu tiefen Fragen des Glaubens. Für Lehramtsanwärter:innen ist sie ein wertvolles Werkzeug, um religiöse Themen kreativ und gleichzeitig theologisch verantwortet zu gestalten.